Familie Jenzer – Mutter und Vater mit zwei Töchtern im Teenager-Alter
3 Wochen
Sommer (Juli)
4’160 Kilometer
Zürich – Strassburg – Calais – Dover – Cardiff – Gower – Tenby – Dale – St. Davids – Aberystwyth – Dolgellau – Portmeirion – Aberdaron – Caernarfon – Holyhead – Conwy – Chester – Liverpool – Stoke-on-Trent – Oxford – Windsor – Dover – Calais – Zürich
Inhaltsverzeichnis
Knapp drei Wochen Ferien – genügend Zeit für eine tolle Camperreise mit der Familie! Ein Road Trip in Europa, Reisen und Entdecken, Unbekanntes kennenlernen und dabei den hochsommerlichen Temperaturen entfliehen, ohne Regen und Kälte zu spüren. Im Sommer bedeutet dies mehrheitlich ab in den Norden. Die Entscheidung, wohin uns unsere Reise führen soll, fällen wir jeweils ein bis zwei Tage vorher, primär abhängig von der Wetterprognose. Südengland mit Cornwall und Devon haben wir im VW Camper bereits vor drei Jahren intensiv bereist. Uns wurde vor Ort von mehreren Seiten das wenig bereiste Wales empfohlen. Die Wetterprognose stimmt uns zuversichtlich und so entscheiden wir uns am Abend vor der Abreise spontan für Grossbritannien mit Wales! Obschon wir mitten im Hochsommer während den Schulferien reisen, reservieren wir nichts im Voraus. In all den Jahren haben wir auch während den Schulferien noch nie Probleme mit Campingplatz-Verfügbarkeiten verzeichnet, egal in welchem Land und zu welcher Jahreszeit wir unterwegs waren. Wie sich herausstellen wird, ist dies trotz des zusätzlichen Campingbooms wegen der Covid-Pandemie auch in Wales nicht anders.
Unser Campingfahrzeug: VW Camper T5
CITYPEAK CAMPERS betreiben wir aus Leidenschaft. Vor der Gründung unserer Vermietunternehmung haben wir bereits einen VW T5 Camper privat als Saisonfahrzeug von einer Vermietgesellschaft gekauft. Aus dem Hobby wurde mehr, und so haben wir aus Überzeugung mit Gleichgesinnten CITYPEAK CAMPERS vor vielen Jahren gegründet. Unser privater VW Camper ist das Vorgängermodell zu den aktuell in unserer Wohnmobil-Mietflotte geführten VW T6.1 California Camper. Sie unterscheiden sich nur marginal voneinander – die Fahrzeugmasse und der Innenraum sind identisch. Unser VW Camper ist vergleichbar mit dem unter den Fahrzeugkategorien beschriebenen Premium Camper. Er ist ab Werk bestmöglich ausgestattet, weist jedoch zusätzlich einen Gepäcklastenauszug und ein Luftfahrwerk aus. Dank dem Gepäcklastenauszug im Heck lässt sich das Gepäck bequem per Knopfdruck wie auf einer Schublade herausziehen. Unser Gepäck laden wir in mit Deckel verschliessbare, persönlich beschriftete Plastikboxen. Jeder Reisende hat so seine eigene Kleidung immer gut zugänglich. Eine Komfortsteigerung, die wir beim Reisen mit zwischenzeitlich zwei Teenagern nicht missen möchten. Das Luftfahrwerk weist mehrere Funktionen aus. Die für uns wichtigste Funktion ist, dass man per Knopfdruck das Fahrzeug in wenigen Sekunden über beide Achsen geradestellen kann, egal wie uneben der Boden ist. Dadurch schläft man gerade, kann den Camper jedoch auch per Knopfdruck von 2 Metern auf 1.93 Meter herunterlassen und hat somit Zugang zu Tiefgaragen, welche nicht über die nötige Raumhöhe verfügen. Dies hat uns schon oft die langwierige Parkplatzsuche in der Innenstadt erspart. Die Küchenzeile verfügt über einen Gaskocher, einen Kühlschrank mit sehr guter Kühlleistung. Geschirr, Tassen und Besteck führen wir selbstverständlich mit. Zusätzliche Lebensmittel, die nicht gekühlt werden müssen, finden in der Küchenzeile ebenso Platz. Genauso wie alle unsere VW Camper verfügt auch unser private VW Bus über eine Anhängerkupplung (falls wir die Fahrräder mitführen möchten) und ist mit Allrad angetrieben. Das Navigationsgerät weist ebenfalls die Campingplätze europaweit aus. Eine sehr effiziente Klimaanlage für heisse Tage und eine Standheizung für kühle Nächte sind ebenfalls integriert. Unseren VW Bus haben wir zusätzlich mit Komfortmatratzen ausgestattet, wie wir dies auch bei CITYPEAK CAMPERS anbieten, sowohl für das untere Doppelbett wie auch für das Doppelbett im oberen Bereich. Guter Schlaf ist wie Zuhause oder im Hotel matchentscheidend. Den Innenraum können wir mit lichtdichten Vorhängen verdunkeln – leider weniger elegant als im neueren VW T6 California Modell, wo leichte Rollos für ein grösseres Raumgefühl einfach heruntergezogen werden können. Fürs Packen nutzen wir ebenfalls die in der CITYPEAK App integrierte Packliste, damit wir uns aufs Wesentliche beschränken und trotzdem nichts Wichtiges vergessen. Den beschriebenen Premium Camper, wie auch die weiteren VW Camper Fahrzeugkategorien sind ab 6 Vermietstationen in der Schweiz buchbar. Die Camperübernahmestationen befinden sich in Gebertingen bei Rapperswil-Jona, bei Luzern, nahe Basel, in Bern Bern auf dem TCS-Campingplatz Eymatt sowie in Biel und Oensingen im Kanton Solothurn.
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Weitere InformationenUnsere Route mit dem Camper
Tag 1:
Abfahrt aus der Schweiz
Unser VW California Camper ist gepackt, gute Musik für unseren Road Trip ist mit an Bord und so starten wir abends um 20 Uhr unsere Reise ab Zürich. Nach drei Fahrstunden nächtigen wir direkt auf einem Autobahn-Rastplatz hinter Strassburg (quarte vents) und sind über die Ruhe und die guten Platzverhältnisse auf diesen Rastplätzen positiv überrascht.
Tag 2:
Fähre Calais – Dover
Wir starten bewusst früh und sind um 6.30 Uhr bereits unterwegs Richtung Fährterminal in Calais. Etwas über fünf Fahrstunden liegen vor uns. Unsere Fähre buchen wir «on the road» via das Cruise & Ferry Center mit Abfahrt um 15.15 Uhr. In Calais fahren wir kurz ins Stadtzentrum, um einen Überblick zu gewinnen. Die Tour de France ist erst vor zwei Tagen via Calais getourt. Einfindungszeit am Fährterminal ist eine Stunde vorher. Die Überfahrt von 90 Minuten vergeht wie im Flug. In den neuen VW T6.1 California Campern lassen sich die Winkel der Abblendlichter auf die andere Seite über eine Menüleiste verstellen, damit der Gegenverkehr nicht geblendet wird. Ab sofort ist ja Linksverkehr angesagt. Unser rund 6 Jahre alter VW Camper weist diese Funktion noch nicht aus – so kaufen wir an Bord der Fähre extra dafür gedachte Kleber, damit entgegenkommende Fahrer nicht geblendet werden und wir damit das gültige Strassengesetz nicht verletzen. In Sandwich, einem Ort in der Grafschaft Kent, finden wir mit dem Sandwich Leisure Park einen optimalen Platz, um anzukommen. Wir sind weit und breit die einzigen Camper – der Platz ist sozusagen «unser». Es ist noch bewölkt und eher kühl. Im Dorf essen wir im The New Inn überraschend lecker.
Fähre in Voraus buchen?
Wer auf Nummer sicher gehen möchte, ist mit einer rechtzeitigen Reservation mit Sicherheit gut bedient. Kunden von CITYPEAK CAMPERS empfehlen wir unbedingt, von der Prioritätspartnerschaft mit dem langjährigen Cruise & Ferry Center Spezialisten zu profitieren. Als Spezialisten haben sie den Überblick, welche Fährgesellschaft zur idealen Zeit den besten Preis anbietet – zu Originalpreisen und Dank der Partnerschaft auch ohne zusätzliche Buchungsgebühr. Die exakten Fahrzeugdaten des Campers (Länge, Höhe und Nummernschild) sind dabei bereits für unsere CITYPEAK Kunden hinterlegt.
Tage 3 bis 4:
Kent mit Canterbury, Newport
Ausschlafen ist angesagt. Danach begeben wir uns in das nahe gelegene Canterbury und schlendern durch die Altstadt. Auf unserer Südengland-Tour vor drei Jahren haben wir kurz vor Rückreise zu wenig Zeit gehabt, die sehenswerte Stadt ausgiebig zu erkunden. Ebenso wollen wir danach der Ostküste entlang bis Deal fahren – erste Ortschaft ist St. Margete, das für uns noch wenig einladend erscheint. Höhepunkt ist dann das Kingsgate Castle nördlich vom ebenso sehenswerten Ort Broadstairs sowie links davon die weissen Kalksteinfelsen. Die hübsche Badeortschaft Broadstairs besticht durch eine feinsandige Bucht und einen tollen Blick von oberhalb der umrandenden Felsen. Das Meer schlägt mit hohen Wellen gegen die Brandung – Thomas ist zu nah dran und wird vom Meer geküsst ;-).
Die Ortschaft Deal sieht nach drei Jahren unverändert aus. Möwen tanzen im Wind und sind im ständigen Luftkampf gegeneinander, um ja eine Beute zu ergattern. Im 81 Beach Street Restaurant erhalten wir einen Tisch und essen köstlich. Der Service ist freundlich, das Essen lecker.
Neue Campingnachbarn – ein älteres Ehepaar unterwegs im Rover Viking 1949. Der 2.6 Liter starke Motor hat einen gehörigen Caravan im Schlepptau und braucht rund drei Gallonen auf 100 Kilometer Distanz – und Öl. Wir sind begeistert, wie vielfältig die Camping Community ist. Ein lockerer Schwatz und ein Austauschen von Reiseerlebnissen sind bereichernd. In Sandwich essen wir zum Frühstück ein Sandwich und zwar im alten Stationsgebäude der East Kent Road Car Company. Liebevoll restauriert ist ein Stück Geschichte mit neuem Sinn zum Leben erweckt worden. Dichter Verkehr begleitet uns heute auf der Südroute um die Stadt London herum nach Wales. Auf der Whitehall Farm in Carleon treffen wir nach einem Lebenseinkauf im Dorf frühabends ein. Der über 80-jährige Besitzer Trevor hat Humor und lässt uns trotz «adult only-Platz» dort nächtigen, dies da wir einen etwas abgesonderten Platz von den anderen Handvoll Campingspots hatten. Das selbstgekochte Abendessen und ein Glas Sauvignon Blanc aus Neuseeland schmecken nach Sommer, dazu haben wir einen herrlichen Weitblick mit Sonnenuntergang
Tag 5:
Römersiedlung Caerleon, Newport, Blaenavon, Carphilly
Im Gegensatz zur Stadt Newport ist Caerleon ein hübsches Dorf und erst noch geschichtsträchtig. 2014 hat hier der Nato-Gipfel stattgefunden, wo auch Präsident Obama teilgenommen hat. Heute geht’s ins Roman Legionary Museum. Caerleon, «City of the Legion» wurde von den Römern Isca genannt, nach dem Fluss. Im Jahr 75 n. Chr. errichteten diese die Festung. Für über 200 Jahre war die Befestigung in Isca das Hauptquartier der zweiten Augusta Legion. Es war eine von nur drei permanenten Legionen im römischen Britannien. Das Amphitheater, eine Feldkaserne und eine Festungstherme können besichtigt werden – mehrheitlich kostenlos und mit freiwilligen Zuwendungen. Obschon Newport keinen Schönheitspreis gewinnt, ist die Transporter Brücke aus dem Jahr 1906 ein «must see». Sie ist eine von weltweit nur noch acht übrig gebliebenen der insgesamt 18 gebauten Transportbrücken. Eine Transportbrücke ist eine Kombination von Brücke und Fähre. Eine Gondel befördert Passagiere und Autos von einem Ufer ans andere. In den 1960 Jahren hat das Strassennetz und der Individualverkehr markant zugenommen – Brücken wurden gebaut.
Ein grosses Kontrastprogramm erwartet uns in Blaenaven. Dieser Ort, in dem seit dem 16. Jahrhundert Eisenerz gefördert und wo Stahl erfunden wurde, gilt als grosses Freilichtmuseum mit UNESCO-Weltkulturerbetitel. Seit 1570 wurde hier Eisen gefördert, später kam die Kohle hinzu. Hier entdeckten zwei Industriechemiker, wie man aus phosphorhaltigem Eisenerz Stahl herstellt – heute bekannt als das Thomas-Verfahren. Ein durchschlagender Erfolg, der zur fast vollständigen Aufgabe der alten Produktionsstätte geführt hat. Aus heutiger Sicht ein Glücksfall, dass dadurch die Blaenavon Ironworks Metallverarbeitungsstätte in so guten Zustand erhalten geblieben ist. Der wasserbetriebene Fahrstuhl ist das am besten sichtbare Bauwerk der Stätte.
Nur wenige Fahrminuten weiter ist das Big Pit National Coal Museum, eine historische Zeche, wo bis 1980 Kohle gefördert wurde. Mit multimedialer Technik wurde das Bergwerk in ein hervorragendes zeitgemässes Museum umfunktioniert. Ehemalige Kumpels sind heute im Museum tätig und führen die Besucher in einen 90 Meter unter dem Boden befindenden Tunnel. Eindrucksvolle Erklärungen zur Sicherung der Stollen, zu den über die Jahre verbesserten Werkzeugen und zu unter tags eingesetzten 72 Pferden, bereichern die 50-minütige Führung. Gleich vor dem Museum verkehrt die Pontypool & Blaenavon Railway, die wir mit Dampf und Getöse davon stampfen sehen. Die Normalspurbahn wurde für den Kohletransport gebaut und verkehrte bis 1980. Heute wird diese am Samstag und Sonntag von Ostern bis im September von Bahnenthusiasten betrieben und ist ein echter Hingucker. Talauswärts finden wir aufgrund der vorgeschrittenen Stunde leider keinen Campingplatz mehr. Wir erhalten kurzerhand vom Besitzer eines schönen Pubs ausserhalb von Caerphilly die Erlaubnis, nach dem Abendessen auf seinem grossen und von Bäumen gesäumten Parkplatz im Camper übernachten zu dürfen.
Campingplätze reservieren
Selbst bei herrlichem Wetter und mitten in den Sommer-Schulferien haben wir unsere Reiseroute spontan und maximal einen Tag im Voraus geplant. So behalten wir unsere Flexibilität und können auf einen Wetterumschwung reagieren. Reservationen für Campingplätze haben wir keine getätigt, oder aber wir haben sie am Ankunftstag telefonisch vorgenommen. Bis auf den Reisetag 5 haben wir immer einen idealen Campingplatz gefunden. Zu beachten gilt aber, dass überraschend viele Campingplätze bereits um 16.30 oder 17 Uhr schliessen. Wer also gern wie wir spontan unterwegs ist, dem empfehlen wir, um die Mittagszeit kurz im GPS des CITYPEAK CAMPERS nach Campingplätzen Ausschau zu halten oder online in der gewünschten Region nach Plätzen zu suchen und anzurufen.
Tag 6:
Caerphilly Castle, Münzprägstätte Royal Mint in Llantrisant, Cardiff
Die grösste Burganlage von Wales mit 12 Hektar Fläche steht in Caerphilly und ist nach Schloss Windsor die grösste Burganlage Grossbritanniens. Zur Zeit des Baus im 13. Jahrhundert war sie ein Meisterwerk militärischer Baukunst und durch den Normannen Baron Gilbert de Clare, genannt «The Red» erbaut worden. Das gesamte Bollwerk ist grossräumig von Wasser umgeben und kombiniert in vorher nicht bekannter Weise Land- und Wasserbefestigungsanlagen. Im Innern befindet sich ein funktionstüchtiges Modell eines Trebuchet. Dieses Katapult war im Mittelalter eine gefürchtete Waffe.
Ein Besuch in der Royal Mint in Llantrisant war äusserst spannend. Diese bedeutendste Münzprägestätte der westlichen Welt stellt Münzen für rund 80 verschiedene Länder her, auch für die Schweiz. Gegen Voranmeldung hat man die Gelegenheit, die Produktionsanlagen zu besichtigen, wo rund 1’000 Mitarbeitende beschäftigt sind. Die Produktionsmaschinen stellen pro Minute rund 800 Münzen her. Die Münzen werden dann per Schiff zum Besteller verfrachtet, das Gewicht für einen Lufttransport wäre zu gross. Nebst Münzen werden ebenso Medaillen für die Olympischen Spiele und die Armee hergestellt. Wer will, kann sich mit 105 Tonnen Druck ein 50 Penny Stück prägen lassen.
Nach einer kurzen Fahrt mit dem Camper treffen wir im Zentrum Cardiffs ein, der Hauptstadt von Wales. Am Mermaid Quay eröffnet sich uns ein anderes Gesicht der Stadt. Dieser am Sonntagabend sehr belebte Stadtteil mit Riesenrad, Pubs, Restaurants und Shops versprüht geradezu Ferienfeeling. Mit einem enormen Tidehub von 14 Metern verwandelte sich Cardiff täglich für Stunden in ein riesiges schlammiges Loch, in dem die letzten Boote auf dem Trockenen lagen. In den 1990er Jahren wurde die Revitalisierung der Hafenfront als sehr umstrittenes Projekt in Angriff genommen. Der Aufwand für das Projekt hat sich mittlerweile gelohnt – Cardiff Bay hat sich zu einem lebendigen und attraktiven Stadtteil entwickelt. Das Wales Millennium Centre ist der architektonische Höhepunkt und das Wahrzeichen der Cardiff Bay. Möwen, überall fliegen Möwen um die Wette und hoffen auf Essensreste der Touristen. Mit dem Happy Jakes Touring Park in Picketston haben wir einen Campingplatz mit guter Infrastruktur, rund 40 Fahrminuten ausserhalb von Cardiff, tags zuvor per Telefon reserviert.
Tag 7:
Cardiff, Sanddünen in Methyr Mawr
Ein Bummel durch die Innenstadt von Cardiff mit seinen Arkaden und Läden steht auf dem Programm. An der Queen Street vis-à-vis des Sainsbury’s Geschäfts wirbt das Café Nero mit dem besten Kaffee auf dieser Seite von Mailand. Auf jeden Fall aber der beste Kaffee dieser Reise! Der Kaffee in Grossbritannien empfinden wir oft als sehr säurehaltig und zu wenig ausgewogen. Die Kette Café Nero jedoch braut Espresso nach unserem Gusto. Am Meer vorne liegt die Penarth Pier. Das alte Seebad beansprucht einen Teil des entstandenen Süsswassersees und ist direkt an die Barrage, den langen Damm angebunden.
In Methyr Mawr möchten wir den Sand der zweitgrössten Düne Europas, dem Big Dipper mit 61 Metern Höhe, unter den Füssen spüren. Dieser Tipp ist selbst in unserem mitgeführten Reiseführer nicht erwähnt; wir haben ihn von Einheimischen im Gespräch erhalten. Nach rund 30 Minuten Fussmarsch erreicht man einen kilometerlangen Sandstrand mit flach abfallendem Wasser. Das Meer ist aufgrund der Schönwetterperiode so warm, dass man fast nicht von einer Erfrischung sprechen kann. Am Nash Point finden freiheitsliebende Camper die perfekte Location, um auf einer grossen Grünfläche über den Klippen mit Blick über die Meeresbucht zum gegenüberliegenden Devon frei zu stehen. Das Leuchtfeuer des imposanten Leuchtturms sorgt für Romantik.
Tag 8 bis 9:
Gower Peninsula
Gower ist ein Muss und schmückt sich seit 1956 als erste Region auf den britischen Inseln mit dem Titel «Region mit aussergewöhnlicher Naturschönheit.» Die Three Cliffs Bay, malerische Küstenorte und Burgen wie etwa in Oxwich machen Gower zu einem der schönsten Landstriche in ganz Wales. Tags zuvor haben wir wohlwissend einen der schönsten und beliebtesten Campingplätze von Wales online reserviert. Der Campingplatz Three Cliffs Bay bietet die One-Million-Dollar-View direkt auf die Three Cliffs. Wir geniessen den Nachmittag mit Nichtstun, Tagebuch schreiben und einem Spaziergang hinunter an den Strand zu den Klippen.
Am Folgetag erkunden wir Oxwich, das nur über sehr schmale Strassen erreichbar ist. Immer wieder und wie schon drei Jahre zuvor in Cornwall und Devon sind wir dankbar, dass wir in einem so kompakten VW Camper unterwegs sind. Abseits der Hauptstrassen sind die Nebenstrassen in Grossbritannien oft nur einspurig mit Ausweichstellen befahrbar, links und rechts mit bis zu drei Meter hohen dichten Büschen. Mit einem grösseren Gefährt möchten wir hier nicht unterwegs sein. Der VW Camper entpuppt sich auch hier als ideale Lösung. Der sehr breite Strand von Oxwich ist eine «Blue Flag Beach» und kann von Three Cliffs Bay aus bei Ebbe zu Fuss in rund zwei Stunden erreicht werden. Ein wenig weiter gilt Rhossili als der schönste Strand der gesamten Halbinsel und wird regelmässig zum besten Strand und «Picnic Spot» in Grossbritannien gewählt. Bei Surfern und Wassersportlern gilt er als Paradies. Vor dem südlichen Ende liegt der Worm’s Head, ein schmaler felsiger Inselrücken. Er mutet jedoch mehr wie ein halb abgetauchter riesiger walisischer Drachen an. Wir begeben uns auf die 8 km lange Wanderung, die gemäss National Trust und der Zeitung Guardian zu den besten Kurzwanderungen in Grossbritannien zählt. Das Zeitfenster, um auf den Worm’s Head zu gelangen, beträgt jeweils wenige Stunden. Danach verdeckt die Flut die Landbrücke zum Worm’s Head wieder für mehrere Stunden.
Tag 10:
Tenby, Marloes
Heute brechen wir erneut Richtung Westen auf, ins südliche Pembrokeshire. An der Küste lockt Tenby, ein Ort der eher an ein bezauberndes Dorf auf Korsika oder in der Cinque Terre erinnert. Auf einer felsigen, strategisch wichtigen Landzunge wurde Tenby wohl im frühen Mittelalter von den Wikingern gegründet. Erstmals findet der Ort Erwähnung im 9. Jahrhundert. Das Städtchen mit knapp 5’000 Einwohnern war in viktorianischer Zeit ein Seebad für Reiche – eine Epoche von der noch viele Gebäude zeugen. Den kompakten VW Bus können wir zum Glück unkompliziert in einer zentral ergatterten Parklücke abstellen. Die Sonne strahlt auch heute um die Wette, und so möchten wir an der Barafundle Bay, einer leicht geschwungenen Bucht mit tiefklarem, blauem Wasser und goldenem Strand, Abkühlung suchen. Die Bucht schaffte es auf die Liste der zwölf schönsten Strände weltweit und erinnert an eine Szenerie aus der Karibik. Vom Parkplatz aus erreicht man die entlegene Bucht in rund 20 Gehminuten entlang der Küste und über Felder. Das Wasser ist heute nicht nur erfrischend, sondern geradezu kalt. Nach der Abkühlung fahren wir mit unserem VW Camper westwärts bis Marloes. Im Foxdale Guesthouse & Campsite finden wir einen herrlichen kleinen Platz umrahmt von Bäumen.
Tag 11:
Schiffsausflug Skomer, St. David’s, Porthgain
Die vorgelagerten Inseln Skomer, Skokholm und Grassholm sind spektakuläre Vogelparadiese vor der Küste von Wales und ein Muss auf der Touringliste. Nachteil vom spontanen Reisen ist, dass zum Teil Reservationen zu spät stattfinden. Für den nächsten Tag sind die Touren ab Martin’s Haven leider schon alle ausgebucht. Im Internet finden wir jedoch noch eine Tour ab St. David’s, einer Landzunge weiter nördlich, die wir so oder so am Folgetag angesteuert hätten. Und so buchen wir eine zweistündige Bootstour ab St. Justinian’s. Gemütlich steuern wir den VW Bus über die einspurigen Nebenstrassen der Küste entlang nordwärts. Little Heaven, ein hübsches kleines früheres Fischerdorf an einer Bucht überrascht mit guten Lokalen und einem Delikatessengeschäft. Im «Lobster and Mör» kaufen wir uns ein Hummersandwich für den Schiffsausflug. Pünktlich steuert die Crew bei heissem Wetter das kleine Boot mit wenigen Sitzreihen Richtung Skomer. Delfine sind auf dem Weg hinaus ab und an sichtbar. Unser Ziel sind die Papageientaucher, die hier noch rund bis Mitte August ihre Kleinen aufziehen, bevor es danach bis Mitte April im Folgejahr in den offenen Atlantik geht, wo sie ohne Land unter den Füssen auf offener See leben. 38’000 Puffins leben auf diesen vorgelagerten Inseln, die Population konnte in den letzten Dekaden markant gesteigert werden, und dank dem Pembrokeshire Coast National Park Status finden die Vögel ungestörte Brutstätten. Auf dem Rückweg sehen wir noch Kegelrobben an der Küste sonnenbaden. Ein tolles Erlebnis für die Familie und das richtige Programm für einen sonnigen und heissen Tag!
Zurück in St. Davids, der offiziell kleinsten Stadt Grossbritanniens, lassen wir uns von deren Geschichte verzaubern. Diese Stadt mit 1’600 Einwohnern ist religiöses und spirituelles Zentrum von Wales – Saint David ist der Schutzheilige von Wales. Sehenswert ist vor allem die St. David’s Cathedral und die Überreste des Bishop’s Palace. In der Nähe von Croesgoch auf dem Land und in unmittelbarer Nähe zur Küste finden wir einen Campingplatz für unseren VW Bus, den «St. David’s Camping & Caravanning Club Site» in Hverfordweest. Auf dem abfallenden Gelände erweist uns das Luftfahrwerk hervorragende Dienste. Per Knopfdruck stellen wir unseren Bus über alle Räder gerade und schlafen so in der Waagerechten. In Abereiddy parken wir unseren Bulli und beginnen eine 45-minütige Wanderung ab der Blauen Lagune entlang einer wild romantischen Küste nach Porthgain. Der Abendspaziergang zählt zum Schönsten, was wir landschaftlich in Wales erleben. Die Blaue Lagune ist entstanden, als ein Kanal in den Schiefer, welcher bis 1910 gewonnen wurde, gesprengt wurde. Heute wird die Lagune mit kaltem Meerwasser für Sprünge ab den umliegenden Klippen genutzt. In Porthgain sind noch Überbleibsel der Ziegelbauwerke und ehemaligen Schiefer- und Granitsteinbrüche zu sehen, welches bis in die 1930er Jahre hinein ein beeindruckendes Industriegelände war. Als Verpflegungsmöglichkeiten bietet sich ein Pub und ein Fish & Chips Restaurant an. Wir entscheiden uns für letzteres. Im The Shed wird Frischfisch aus tagesaktuellem Fang zubereitet.
Tag 12:
Pembrokshire-Küste, Aberystwyth, Snowdonia Nationalpark
Auf winzigen Strassen, die sich durch steinige Landschaften mit verstreuten kleinen Farmen schlängeln, gelangen wir zum Strumble Head, eine der spektakulärsten und schönsten Küstenabschnitte der Pembrokshire-Küste. An der Carreg Onnen Bay steht seit 1908 ein weisser Leuchtturm, dessen Leuchtfeuer wir schon auf der gestrigen Küstenwanderung von weither gesichtet haben. Nebst der tollen Weitsicht sind die Klippen, Meeresvögel und das herrliche blaue Meer eine Augenweide. Unweit von hier fand bei Llanwnda 1797 die letzte Invasion auf Grossbritannien statt. In Fishguard besuchen wir das Royal Oak Inn, wo nur zwei Tage nach der Landung 1797 die Kapitulation des unorganisierten Invasionshaufens unterzeichnet wurde. Ein zusammengewürfelter, revolutionär angehauchter Söldnerhaufen von 1’400 Mann mit vorwiegend Franzosen und Iren versuchten, die Ideen der Revolution nach aussen zu tragen und standen Engländern und Walisern gegenüber. Leider fanden sie nach ihrem Landgang zu viel Alkohol und setzten sich damit selber ausser Gefecht. In dem heute noch herrlichen Pub ergaben sich die Invasoren einer kleinen Truppe Einheimischer.
Es gibt viele Dolmen und Grabstätten in Wales, die bekannteste ist Pentre Ifan. Die grösste und besterhaltene in Wales findet sich an exponierter Stelle über dem Nevern-Tal mit weiten Blicken über die Landschaft der Preseli Mountains. Ob es sich aber tatsächlich um eine Grabkammer oder eher einen wichtigen Landmark handelt, darüber ist man sich heute noch nicht einig. Hier erhalten wir von Locals einen tollen Übernachtungstipp, dem wir am selben Abend auch folgen werden.
Unser nächstes Ziel ist Aberystwyth, eine schön gelegene Stadt in Mittelwales, eingerahmt von drei Bergen. Sie ist Sitz der National Library und der ersten Universität des Landes und zählt heute rund 12’000 Einwohner. Die Promenande mit den bunt getünchten viktorianischen Häuserzeilen leuchtet im Sonnenlicht. 1860 hat sich die Stadt dank der Cumbrian Railway zum noblen Seebad entwickelt. Aus dieser Zeit stammen nicht nur die meisten Gebäude, sondern auch die Promenade Pier. Wo nächtigen? Da war doch noch der hochgejubelte Tipp der beiden Locals beim Pentre Ifan. Und so verlassen wir das Meer und begeben uns zum Snowdonia Nationalpark. Die Landschaft wechselt drastisch. Nichts ist mehr vom flachen Weideland für Schafe und vom Weitblick aufs Meer zu sehen – eng schlängelt sich die Strasse durch furchige Täler, und unser VW Bus schnaubt die Strasse hoch. Hinter Corries befindet sich der herrliche See Llyn Mwyngil, umrahmt von schroffen Bergen. Am unteren Ende kann man auf dem Parkplatz eines kleinen Hotels und Restaurants für 10£ direkt am Wasser übernachten. Wir und noch ein weiterer Camper haben diese Chance genutzt. Im nur 10 Gehminuten entfernten herrlichen Tyn y Cornel Hotel genehmigen wir uns noch einen Drink direkt am Wasser mit Blick in die schroffe Berglandschaft. Die Schafe blöken um die Wette und prägen das Landschaftsbild bis spät in die Nacht.
Tag 13:
Dolgellau, Portmeirion, Llyn Pensinsula
Heckklappe des VW Campers öffnen und den Sonnenaufgang direkt am See geniessen. Herrlich – im Hotel wäre dies ein teures Lakeview-Zimmer. Unser Bus meistert die gebirgige Strasse hoch Richtung Dolgellau. Mit über 200 gelisteten Gebäuden hat die Stadt wohl höchste Denkmalschutzdichte in Wales. Uns gefällt die einheitliche Bauweise aus dunklem Granit des 2’700 Seelen Dorfes, wo Walisisch als Sprache vorherrschend ist. Beeindruckt sind wir, dass sich nach wenigen Minuten Fahrt aus der Bergkulisse wieder die Weite des Meeres und ein herrlicher Sandstrand zeigt. Auf dem Weg dahin überqueren wir für 1£ Gebühr eine alte Holzbrücke. Die angegebene Maximallast von 2.5 Tonnen interessiert den Kassier nicht. «Sie wird schon halten – einfach langsam fahren», ist seine Antwort auf den Hinweis auf unser Gesamtgewicht von über 3 Tonnen! Barmouth, das reizvoll zwischen Küste, Klippen und Mündung des Mawddach-Flusses liegt, verströmt da und dort noch den Charme eines alten Seebads.
Wenig weiter nördlich wartet schon der nächste Höhepunkt – das Harlech Castle. Die Burg war Teil des «Iron Ring» von König Edward I und wurde von etwa 1’000 Arbeitern in Rekordzweit zwischen 1283 und 1295 errichtet. Mit Portmeirion findet sich an der rauen Irischen See ein Ort mit mediterraner Theaterkulisse wieder. Das zwischen 1925 und 1975 erbaute erste Ferienresort Grossbritanniens mit etwa 50 Gebäuden ist das Neuschwanstein von Wales. Wir lassen uns dieses Spektakel nicht entgehen und holen uns ein Stück «dolce far niente» im Norden.
Die Halbinsel Llyn mit den vielen kleinen und engen Strassen weist noch wenig touristische Infrastruktur auf. Im äussersten Westen findet sich der kleine Ort Aberdaron. Mit seinen weissen und steinfarbenen Häusern direkt am Strand verströmt Aberdaron romantische Atmosphäre. Zeit für ein Getränk in der Sonne in einem der Restaurants. In Morfa Nefyn finden wir leicht abseits einen Campingplatz mit Alpacas, Schafen und Pferden. Einer der am spektakulärsten gelegenen Pubs Grossbritanniens liegt vorgelagert in Port Dinllaen – das Ty Coch Inn. Es liegt mit einigen anderen Häusern auf einer kleinen Halbinsel direkt am Strand. Für nicht Einheimische ist es nach einem 20-minütigen Spaziergang zu erreichen. Am eindrücklichsten ist es, wenn man sich draussen auf die Kaimauer setzt und den Blick über die Irische See schweifen lässt. Wir geniessen im The Cliffs Live-Musik bei untergehender Sonne und lassen uns Pizzen servieren. Viele Locals treffen sich und geniessen gemeinsam den sonnigen Abend bei einem Bier.
Tag 14:
Llyn Pensinsula, Caernarfon, Insel Anglesey, Conwy
In Caernarfon möchten wir uns die eindrucksvolle Burg und die von der Stadtmauer umgebene Altstadt ansehen. Die Stadt wurde vom englischen König Eduard I als Bastion und englische Kolonie in Wales erbaut. Waliser durften sich damals innerhalb der Stadtmauern nicht niederlassen. Heute ist das mittelalterliche gut erhaltene Städtchen UNESCO-Weltkulturerbe, ein in seinen ursprünglichen Zustand versetztes Kleinod. In diesem Städtchen ist auch die Haltestelle der Welsh Highland Railway, der längsten Schmalspurbahn Grossbritanniens mit 100-jähriger Dampflokomotive. Als die Schieferindustrie in den 1940er-Jahren zusammengebrochen war, wurde die Bahnstrecke nicht nur stillgelegt, sondern vollständig abgebaut. Im Jahr 2011 wurde nach langem Wiederaufbau vorwiegend von Freiwilligen die rund 65 km lange Strecke von Porthmadog nach Caernarfon wieder durchgehend befahrbar gemacht.
Nach unserem Altstadt-Rundgang überqueren wir die Brücke auf die Insel Anglesey und erreichen Llanfairpwllgwyngyllgogerychwyrndrobwllllantysiliogogogoch. Das kleine Städtchen schmückt sich mit dem weltlängsten Ortsnamen, der so viel bedeutet wie «Marienkirche am Teich mit dem weissen Haselbusch über dem Strudel und bei der Tysiliokirche in der Nähe der roten Höhle». Die Stadt erhielt ihren endlos langen Namen in den 1860ern beim Bau des Bahnhofs. Man wollte von allen britischen Bahnstationen den längsten Namen haben. Llanfairpwll (die Kurzversion) ist keine Schönheit, aber dieser Stopp ist mit Sicherheit einer der witzigsten unseres Road Trips.
An der Südspitze von Anglesey erstreckt sich mit Newborough Warren einige der grössten Sanddünen Grossbritanniens. Das Areal ist Naturschutzgebiet. Der kilometerlange Sandstrand ist heute aufgrund der brütenden Hitze voll wie am Mittelmeer. Auf Holyhead lockt uns das South Stack Lighthouse. Mit dem «Act of Union» trat 1801 der Zusammenschluss von Irland mit dem United Kingdom of Great Britain in Kraft. Die kürzeste Verkehrsverbindung zwischen London und Irland führt durch Wales. Im Anschluss an die Vereinigung wetteiferten mehrere Orte darum, diese Hauptdrehscheibe zu werden. Es wird noch eine Weile dauern, bis man die Stadt nicht nur als öden Hafen für Fähren nach Dublin sieht.
Das 1809 errichtete South Stack Lighthouse ganz im Westen auf der vorgelagerten Insel ist für Leuchtturmliebhaber ein Muss. Wer trittfest ist, kann diesen besichtigen. Wir lassen das ebenso sehenswerte Beaumaris an der Ostseite der Insel unbesucht hinter uns und wenden uns Conwy weiter östlich zu. Während Conwy mit einer nahezu vollständig erhaltenen Stadtmauer und einer der schönsten Burgen des Landes aufwartet, ist das benachbarte viktorianische Llandudno das wohl bekannteste Seebad von Wales. Conwy Castle gilt als eine der grossen Festungen des Mittelalters in Europa und war die Schlüsselfestung des «Iron Ring» der insgesamt neun durch Eduard I errichteten Burgen um das Kernland der Waliser einzuschliessen. Sie ist heute ebenfalls Teil des UNESCO-Weltkulturerbes «The Iron Ring». Ein kurzer Lebensmittel-Stopp und danach finden wir unweit davon einem Bauernhofcamping für die Nacht.
Tag 15 bis 16:
Chester, Liverpool, Stoke-on-Trent
Das nur wenige Kilometer von Conwy entfernte Seeresort zeigt sich im Vergleich zum dunklen, mittelalterlichen Conwy in heller, erfrischender und maritimer Atmosphäre. Das mit 20’000 Einwohner zählende Städtchen ist ein herausgeputztes Seebad mit zwei Stränden, einem imposanten Pier und einer kilometerlangen Promenade – Ferienfeeling!
Mit Liverpool ist unser heutiges Tagesziel nach vielen Tagen Natur eine der grossen englischen Städte. Wir verlassen ganz im Norden das uns mit so vielen unterschiedlichen Facetten beeindruckende Wales und gelangen mit Chester in eine äusserst sehenswerte englische Altstadt. Sie zählt zu den am besten erhaltenen ummauerten Städten des Landes. Chester ist für seine «Rows», aus dem Mittelalter stammende, in Stockwerkshöhe gelegene Fachwerkkolonnaden bekannt. Nur 90 Fahrminuten weiter gelangen wir nach Liverpool. Der Schweizer Psychiater und Begründer der analytischen Psychologie Carl Gustav Jung hat über Liverpool geschrieben «Liverpool is the pool of life». Die Stadt hat auch uns mit den so vielfältigen Gesichtern völlig aus den Socken gehauen. Für einmal übernachten wir ganz zentral im Hard Days Night Hotel, direkt um die Ecke ist der Cavern Club. Hier sind die aus Liverpool stammenden Beatles fast 300 mal aufgetreten – der Club hat noch heute Kultcharakter. Aus vielen Lokalen dringt Livemusik und die Beatles sind mit Schriftzügen, Plakaten und Gravuren überall verewigt. Direkt hinter der Mathew Street eröffnet sich uns eine herrliche Shoppingmeile mit architektonisch tollen Gebäuden und Geschäften. Das Albert Dock (erbaut in den 1840ern), ein Teil des Liverpooler Hafengebiets, glänzt in der untergehenden Sonne. Das 12 Kilometer lange Hafengebiet entlang des Mersey Rivers zählt seit 2004 zu den UNESCO-Weltkulturerbestätten. Zahlreiche Souvenirläden, Museen wie das Merseyside Maritime Museum und viele Restaurants buhlen am Albert Dock um die Gunst der Besucher. Das 1911 erstellte und mit 98 Metern bis 1934 höchste bewohnte Gebäude Europas ist von Weitem her sichtbar. Auf dem Turmdach thront der Liver Bird, das Symbol der Stadt und Wappentier des FC Liverpool. Im Albert Dock befindet sich das Museum The Beatles Story, wo sich Besucher mit Audio-Guide in bunten Räumen über die erfolgreichste Musikband aller Zeiten informieren können. In rund zwei Stunden erfahren wir viel Wissenswertes über jeden Musiker, den Aufstieg und die damalige Zeit. Schade, dass dazwischen nicht auch immer wieder die erwähnten Songs eingespielt wurden, das hat uns gefehlt. Im Restaurant Maray gleich um die Ecke im Albert Dock essen wir die bisher absolut besten Mezze, die wir je hatten! Und natürlich lassen wir es uns nicht nehmen, das Anfield Stadium aufzusuchen. Es ist ein fussballhistorisches Denkmal, wo die Fans des FC Liverpool Woche für Woche für Gänsehaut-Stimmung sorgen, wenn sie ihr Team und den Trainer vor den Spielen mit «You’ll never walk alone» beschallen. Und natürlich fahren wir auch der von den Beatles besungenen Penny Lane entlang. Die unscheinbare Strasse hat Paul McCartney inspiriert und der Song wurde 1967 veröffentlicht. Die Strasse befindet sich dort, wo John Lennon und Paul McCartney aufgewachsen sind und wo ihre Kindheitserinnerungen besungen werden.
In Gedanken verarbeiten wir all die Eindrücke von Liverpool der vergangenen zwei Tage und steuern unseren VW Camper auf der Autobahn rund eine Stunde südwärts vorbei an Stoke-on-Trent zum Wood Farm Camping in Croxden. Über kurvige Landstrassen gelangen wir in dieser hügeligen Region auf einen wunderbar gelegenen Bauernhof mit tollen Stellplätzen und einer super Infrastruktur mit schönen Duschen und WC-Anlagen. Den Stellplatz dürfen wir selber auswählen und so nehmen wir den entlegensten auf einer Anhöhe mit Fernsicht. Schleiereulen wurden von Geburt an gefüttert und sind völlig zahm – wir dürfen ihr Federkleid sogar streicheln. Im Stall nebenan können wir vier Jungkaninchen streicheln – für alle ein schnuckliges Erlebnis. Der Wood Farm Camping ist von der Lage, Grösse und vom Setting her etwas vom Besten, was wir bisher erlebt haben. Hier kann man gut und gerne mehrere Nächte verbringen. Unweit davon befindet sich das Alton Towers Resort, einer der bekanntesten Freizeitparks in England, oder die Churnet Valley Railway.
Tag 17 bis 18:
Oxford, Windsor Castle
Ein tolles Frühstück lässt man sich wenige Fahrminuten vom Farm Camping entfernt servieren: im Denstone Hall Farm Shop & Café bei Uttoxeter, welches 2019 zum besten Grossfarm Shop & Café in Grossbritannien gewählt wurde. Heute ist ein weiteres Stück Camperfahrt südwärts eingeplant, schliesslich sind wir in der letzten Ferienwoche angelangt. Mit dem Diamond Caravan Park an der Islip Road, Bletchingdon, Kidlington – wenig ausserhalb von Oxford finden wir einen hochwertigen Campingplatz für die Nacht mit bester Ausgangslage für den Besuch der historischen Stadt. Nebst Swimmingpool und Billard-Tisch verfügt der Platz auch über einen Tischtennis-Tisch.
Die University Oxford verfügt über insgesamt 39 Colleges, wovon das All Souls College die elitärste Schule darstellt. Sehenswert sind im Zentrum zudem die Seufzerbrücke, welche die beiden Seiten des Hertford Colleges verbindet sowie die Bodleian Bibliothek. Jedes im Land gedruckte Werk muss hier hinterlegt werden. Im Turf Tavern, seit dem 12. Jahrhundert ein beliebter Treffpunkt in Oxford, kehren auch wir ein. Hier haben schon Grössen wir Bill Clinton, Margaret Thatcher, Elizabeth Taylor, Oscar Wilde oder Ernest Hemingway ihre Ellbogen auf der Bar abgestützt. Wir schauen uns in der Divinity School, welche zwischen 1424 und 1483 gebaut wurde, den in Oxford ältesten für den Schulungszweck erhaltene Raum an. Die Divinity School war nie eine Bibliothek, aber Teil der Bodleian Bibliothek. Sie ist ein Meisterwerk der späten Gothik. Dieser Raum hat übrigens auch für Filmaufnahmen von Harry Potter gedient, wie übrigens andere Gebäude und Räume in Oxford auch. Die Universität hat seit Mitte des 14. Jahrhundert über eine Bibliothek verfügt. Seit dieser Zeit kamen Menschen aus ganz Europa, um in diesen Büchern zu lesen. Die Bücher waren so wertvoll, dass diese niemals die Bibliothek verliessen – sogar König Charles I, welcher 1645 ein Buch ausleihen wollte, wurde dies nicht gestattet. 1914 hat die Bibliothek bereits eine Million Bücher umfasst.
Etwas über eine Fahrstunde entfernt liegt Windsor, wo die königliche Hoheit, Queen Elizabeth II am Wochenende residiert. Es ist das grösste durchgängig bewohnte Schloss der Welt und das grösste in Grossbritannien. Das Schloss befindet sich mit dem ganzen Anwesen im Besitz der Krone. Heute dient das Windsor Castle als Museum, für staatliche Veranstaltungen sowie für private Zwecke der Königin. Der Besuch mit einem Audio Guide ist äusserst lohnenswert. Von innen besichtigt werden können die sehr spannende St. George’s Chapel sowie die Staatsgemächer. Für die Sicherheit des Palastes sowie der königlichen Familie und Diplomaten wird primär die Thames Valley Police sowie eine Abteilung der Londoner Metropolitan Police eingesetzt. Daneben leisten Bataillone der Foot Guards der Houshold Devision sowie der Victoria-Kaserne in Windsor im Rahmen der Palastwache von Windsor Wachdienst.
Windsor Castle
Ein Besuch unter der Woche ist einer Führung am Wochenende aufgrund des kleineren Besucherstroms vorzuziehen. Für die Übernachtung nahe Windsor eignet sich der Hurley Riverside Park in Hurley, Maidenhead. Der sehr grosse Platz bietet viel Schatten und eine gute Infrastruktur.
Tag 19:
Windsor, Fähre Dover – Calais, Laon
Die Wachablösung der Foot Guards, welche pompös direkt vor dem Schloss stattfindet, ist ein Spektakel. Wir bestaunen noch den «Long Walk» von Windsor Castle zum Copper Horse, der sich über 2.5 Meilen erstreckt. Direkt daneben befindet sich ein hervorragendes und bei den Einheimischen beliebtes Pub: das Two Brewers. Das geschichtsträchtige Pub war schon zu Zeiten der Postkutschen ein beliebter Halt auf dem Weg nach London, und die Pferde haben hier eine Rast eingelegt (heutige Herrentoilette). Via die M25, der Ringstrasse südlich um London herum, fahren wir Richtung Dover. Da sowohl Wales wie auch Grossbritannien ihren Ferienstart an diesem Wochenende haben, buchen wir die Fähre einen Tag vorher im Internet zu guten Tarifen und ohne Probleme. Nach 1 ½ Stunden Fährenüberfahrt legen wir wieder im französischen Calais an. Die Uhren werden um eine Stunde vorgestellt – es ist nun 23 Uhr. Wir fahren noch 1 ½ Stunden weiter und übernachten auf einer Raststätte kurz nach Laon, einer Mittelalterstadt.
Tag 20:
Rückfahrt Schweiz
Die aufgehende Sonne und wenig Verkehr geben uns für unsere Rückfahrstrategie Recht. Bis kurz vor Colmar haben wir an diesem Sonntagmorgen sehr wenig Verkehr, und die rund 600 Kilometer ab Raststätte sind ruhig und entspannt.
Variante bei weniger Zeit: kürzere Tour in 14 Tagen
Für Wales empfehlen wir ein Minimum von zwei Wochen. Zeitersparnis gegenüber dieser Tour können entweder bei der direkten Anreise nach Wales und ohne Abstecher nach Liverpool erfolgen oder man begrenzt sich auf einen Teil von Wales, zum Beispiel entlang der Küste von Pembrokshire bis nach Aberystwyth und fährt danach via dem wohl schönsten Flusstal Grossbritanniens, dem Wye Valley, gemütlich zurück.
Unser Reisefazit im VW Camper nach Wales
Dass uns nach zwei Jahren Corona-Pandemie und Grenzschliessungen das Reisefieber so richtig gepackt hat, muss wohl nicht weiter erläutert werden. Der Durst nach einem richtigen Roadtrip war gross, die Wunschliste der Destinationen riesig. Entschieden haben wir uns spontan für Wales.
Video mit Reiseimpressionen
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